Geschichte der GCJZ-München

Gründung 1948
München in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg: Ein Besuch von Vertretern der amerikanischen Militärregierung und des „International Council of Christians an Jews“ im Oktober 1947 bei Oberbürgermeister Karl Scharnagl gibt den Anstoß für die Gründung einer Initiative aus Vertretern aller Konfessionen und Parteien, die für eine bessere Verständigung und ein erneuertes Verhältnis von Christen und Juden eintritt. Am 9. Juli 1948 findet im Münchner Rathaus die Gründungsversammlung der „Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit e.V.“ statt (s. Bild). München ist damit die erste deutsche Stadt, in der sich eine solche Vereinigung bildet. Die Ziele der Gesellschaft galten in erster Linie der „Beseitigung von Vorurteilen zwischen Menschen verschiedener rassischer, nationaler, religiöser und sozialer Herkunft“ wie es in der Satzung vom 10. Mai 1951 heißt. Die Gesellschaft sollte als ethisch-moralische Instanz gesellschaftliche Wirkung entfalten und für die Mitarbeit sollten Persönlichkeiten von Rang gewonnen werden.

Die Arbeit
Den ersten Vorstand bilden neben Dr. Karl Scharnagl als katholischer Vertreter der jüdische Arzt und Senator Dr. Julius Spanier, der seit Juli 1945 die Israelitische Kultusgemeinde in München leitet, und der evangelische Journalist Hans H. Gensert. Zum ersten Geschäftsführer wird Dr. Josef Brandlmeier ernannt.
Die Hauptarbeit der Gesellschaft erfolgte in thematischen Ausschüssen: Der Erziehungsausschuss etwa kümmerte sich um die Lehrplangestaltung, die Schulreform und die Revision einzelner Inhalte der Schulbücher.
Der Religiös-kirchliche Ausschuss lud bedeutende Theologen zu Vorträgen ein wie Martin Buber und Schalom Ben-Chorin, mit dem sich seit Mitte der 1960er Jahre ein intensiver Gesprächs- und Briefaustausch entwickelt (s. Bild). Oftmals macht er auf Vortragsreisen auch in seiner Heimatstadt München Station. Der Zivile Ausschuss sollte einflussreiche Gruppen und Institutionen des öffentlichen Lebens für die Arbeit der Gesellschaft gewinnen.

Deutscher Koordinierungsrat und Woche der Brüderlichkeit
Als Dachorganisation für die deutschen Gesellschaften wird im September 1949 der „Deutsche Koordinierungsrat“ gegründet. Die überregionale Ausstrahlung der Münchner Gesellschaft führt schon bald zur Gründung von Partnergesellschaften in Augsburg (1951) und Regensburg (1952).

Im Jahr 1951 wird von der Münchner Gesellschaft erstmals die „Woche der Brüderlichkeit“ durchgeführt, die ebenfalls auf amerikanische Vorbilder zurückgeht und die seit 1952 jährlich im März als bundesweite Veranstaltungsreihe unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten stattfinden. Ausrichter sind die örtlichen Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Verbindung mit dem „Deutschen Koordinierungsrat“. Prominente Personen aus Politik, Gesellschaft und den Religionsgemeinschaften werden als Festredner eingeladen.
Die „Wochen der Brüderlichkeit“ sind bis heute das Ereignis, mit dem die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in der Öffentlichkeit am deutlichsten wahrgenommen wird. Die Inhalte wie die daran mitwirkenden Personen und Institutionen zeigen das Bemühen der Veranstalter, der „Woche“ einen hohen gesellschaftlichen Rang zu geben – Themenstellungen, die auch für Staat und Kommunen von Bedeutung sind.
1975 findet die zentrale bundesweite Eröffnungsfeier der Woche der Brüderlichkeit in München zum Thema „Brennpunkt Jerusalem – Symbol und Wirklichkeit“ statt. Erzbischof George Appleton und Abt Laurentius Klein von der Dormitio werden mit der Buber-Rosenzwei-Medaille ausgezeichnet, die seit 1968 vom Koordinierungsrat für Verdienste in der christlich-jüdischen Verständigung und Zusammenarbeit verliehen wird. Bei der zentralen Eröffnungsfeier 1998 wiederum in München erhält Lea Rabin, die Ehefrau des 1995 ermordeten israelischen Ministerpräsidenten Jitzchak Rabin, die Medaille im Prinzregententheater verliehen (s. Bild).

Der bleibende Auftrag
Das interreligiöse Gespräch, die religionspädagogische Arbeit wie auch die offene Auseinandersetzung mit antisemitischen und rassistischen Strömungen in der deutschen Bevölkerung bilden seit Gründung der Gesellschaft die wichtigsten Themenfelder ihrer Arbeit bis heute und haben nichts von ihrer Aktualität verloren.